Holz-Wandverkleidung im Kastenwagen einbauen
Eine Wandverkleidung aus Holz im Campervan sorgt für eine angenehme Atmosphäre im Innenraum und sieht auch einfach schön aus. Soll das Fahrzeug jedoch eine Wohnmobilzulassung erhalten, so gibt es einiges zu beachten. In diesem Artikel zeigen wir, wie wir unseren Fiat Ducato selbst mit einer Holzverkleidung ausgebaut haben und was Du dabei beachten solltest.
Vor- und Nachteile von Holz als Wandverkleidung
Für uns ist die Optik der Hauptgrund für die Entscheidung, Holz als Wandverkleidung zu verwenden, gewesen. Das schöne "Sauna-Feeling" der Nut und Feder-Konstruktion hatte uns schon im vorher ausgebauten T4 sehr gut gefallen. Ein weiterer Grund ist der schöne Geruch eines Holzausbaus. Da wir das Holz diesmal jedoch umfangreich lasiert haben fiel dieser Punkt geringer aus als zuvor.
Ein weiterer Vorteil ist die relativ gute Anpassungsfähigkeit an leichte Rundungen quer zur Verlegerichtung. Da die die meisten Basisfahrzeuge wie unser Fiat Ducato in der Mitte etwas höher sind als zu den Seiten, würde eine starre Holzplatte unnötig Höhe rauben und auch nicht sonderlich schön aussehen. Die Nut und Feder-Konstruktion kann sich hingegen gut an die Rundung anpassen und nutzt somit den vorhandenen Raum bestens aus. Nicht zuletzt soll hier als Vorteil angeführt werden, dass sich das Holz sehr einfach beschaffen und verarbeiten lässt. Nut und Feder gibt es in jedem besseren Baumarkt (zur Not telefonisch oder im Internet vorab die Verfügbarkeit erfragen).
Der größte Nachteil einer Innenverkleidung aus Holz im Van ist mit Sicherheit das verhältnismäßig hohe Gewicht. In unserem Fall (Fiat Ducato L4H2) haben wir für die Wandverkleidung rund 120m Nut und Feder verlegt. Summiert kommen wir dabei auf ein Gewicht von knapp 75kg (nur für Wand- und Deckenverkleidung wohlgemerkt- Möbel sind darin nicht enthalten). Eine Decken- und Wandverkleidung aus dünnem Sperrholz, Stoff oder Kunstleder wird dabei mit einem Bruchteil des Gewichts auskommen.
Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt des Holzausbaus ist die Sicherheit im Falle eines Unfalls. Beim Unfall ist vor allem die Splitterneigung des Holzes relevant. So kann es im Falle eines Auffahrunfalls bei längs liegenden Decken- und Wandverkleidungen aus Holz zu gefährlichem Splittern kommen. Diese Eigenschaft wurde bereits mehrfach von Selbstausbauern als Begründung für die verweigerte Wohnmobilzulassung angegeben. Einige Prüfer scheinen dies also als No-Go zu betrachten- bei uns wurde die Verkleidung bei der Abnahme nicht bemängelt.
Letzten Endes muss in diesem Fall jeder für sich eine Abwägung treffen. Da die Deckenverkleidung bei uns bis in den Raum oberhalb des Fahrerhauses ragt und somit im Falle eines Unfalls schlimmstenfalls dort "hineingeschoben" würde, halten wir das Risiko für vertretbar. Dies muss aber natürlich jeder für sich entscheiden und wir können hier auch keine Haftung für die Sicherheit eures eigenen Ausbaus übernehmen.
Lasieren der Holzverkleidung
Wir haben die Holzverkleidung mit einer mattweißen Lasur vorbehandelt. Dies hat mehrere Gründe: zum einen wollten wir eine noch etwas hellere Optik, um mehr Helligkeit im Innenraum zu erreichen. Darüber hinaus wird das Holz deutlich umempfindlicher gegenüber Luftfeuchtigkeit und Schmutz und dadurch auch haltbarer. Je nach gewünschter Helligkeit kann das Holz ein- oder mehrmals lasiert werden. Bei uns (ca. 10-15 Grad) hat es einige Stunden gedauert, bis das Holz nach einer Lasur trocken genug für die Verarbeitung war- abhängig von der Außentemperatur kann es aber auch länger oder kürzer dauern.
Zuschnitt der Holz-Panele
Den Zuschnitt der Holz-Panele haben wir fast vollständig mit unserer Stichsäge erledigt. Zum Kürzen der Panele wäre eine Kappsäge die ideale Lösung gewesen- da wir eine solche leider nicht zur Verfügung hatten musste die Stichsäge auch dafür herhalten. Um die "schöne" Seite nicht zu verkratzen haben wir das Holz stets mit der Rückseite nach oben gesägt. Um das Ausfransen auf der schönen Seite zu vermeiden sollten die Schnitte bei höchster Drehzahl und mit relativ geringem Vorschub durchgeführt werden.
Einbau der Holzverkleidung im Kastenwagen
Die Isolierung unseres Kastenwagens ist an der Decke 9mm (in den tiefer liegenden Fugen) + 19mm (zwischen den Holmen) + 9mm (auf den Holmen stark. Effektiv bedeutet dies zwischen der Holzverkleidung und den Holmen 9mm Armaflex. Da die Holzpanele selbst eine Stärke von 12mm haben (Nut und Feder 12mm Fichte/Tanne von Bauhaus) und wir das Armaflex noch zwischen Holz und Holm haben, haben wir in der Regel Edelstahl-Blechschrauben 3,5x30mm mit Linsenkopf für die Montage verwendet. Torx-Schrauben sind dabei wesentlich einfacher zu verarbeiten als jene mit Kreuz- oder gar Schlitz-Kopf. Wir hatten zu Bewinn das Problem, Schrauben mit 3,8mm Durchmesser zu verwenden aber nur einen 3mm-Bohrer zur Verfügung zu haben. Das Verhältnis (3mm Loch zu 3,8mm Schraube) ist dann, insbesondere bei stärkeren (doppelt liegenden) Blechstellen, zu viel für die Schrauben und diese reißen im schlimmsten Fall ab- in der Regel direkt unterhalb vom Kopf. Im besten Fall bekommt man die Schraube dann mit Geduld und einer Rohrzange rausgedreht, im schlechteren Fall bleibt diese stecken oder reißt so ab, dass der Rest mittem im Holz steckt. Um das zu vermeiden sollte die Differenz zwischen Bohrer- und Schraubendurchmesser nicht mehr als 0,2 oder 0,3mm betragen. Das heißt: 3mm-Bohrer & 3,5mm-Schrauben oder 3,5mm Bohrer und 3,8mm-Schrauben.
Montage der Holzverkleidung an der Decke
Bei den beschriebenen schwergängigen Stellen (vor allem in der Heck- und Schiebetür sowie teilweise an den seitlichen Holmen) kann es helfen, die Schraube schrittweise einzudrehen, wieder einige Umdrehungen rauszudrehen, wieder etwas weiter reindrehen- und so weiter.
Da wir die Panele für die Deckenverkleidung eins nach dem anderen von links nach rechts montiert haben, war die Lage der Holme und auch der Löcher in den Holmen stets vor der Montage sichtbar. Letztere müssen durch vorsivchtiges Tasten unter dem Armaflex erpürt werden (sofern dieses Verbaut ist). Dort, wor die Löcher sind, darf natürlich später nicht versucht werden, die Panele zu befestigen, da die Blechschrauben dann nur das Armaflex treffen und somit nicht halten. Insbesondere bei größeren Panelen empfiehlt es sich, immer zu zweit zu arbeiten. Die unbeschadete Montage ist alleine fast nicht zu schaffen.
Wir haben die Panele jeweils mit drei (von vier möglichen) Schrauben montiert. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zu frieden und würden das jederzwei wieder so machen. Wichtig ist, dass sowohl der vorderste als auch der hinterste Holm genutzt werden damit der "Überhang" und damit die Kräfte, die beim Fahren an den Panelen hebeln, nicht zu groß werden.
Montage der Holzverkleidung an den Wänden
Im Gegensatz zur Decke ist die Montage der Holzverkleidung an den Wänden eines Kastenwagens meist etwas aufwendiger. Das liegt zum einen an der unebeneren Beschaffenheit der Wände, zum anderen an einigen speziellen Anforderungen an die Verkleidung. Bei uns sind das zwei besondere Fälle:
Zum einen haben wir Fenster in der Schiebetür und gegenüber eingebaut. Dort haben wir die Panele an Holzleisten verschraubt, welche wiederum in den Holzrahmen vom Fenstereinbau verschraubt sind.

Zum anderen sind die Wandverkleidungen im Bettbereich nicht durchgehend ausgeführt. Das liegt daran, dass ich (Arved) 1,92m groß bin uns sonst nicht quer im Bett liegen könnte- durch die beidseite Aussparung geht´s jedoch perfekt!

Comments 2
Servus!
Beim Ausbau meiner Wohnung mit Nut-Feder habe ich erkannt, daß das Holz ständig arbeitet. Schrumpfen und dehnen. Entsteht während der Fahrt deutliches Knarren oder Quietschen?
Alles Liebe,
Andy
Author
Hallo Andreas,
nein, sowas haben wir noch nicht mitbekommen 🙂
VG!